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Wild & Wald

Was hat Jagd mit Klimaschutz zu tun?

von Annika Burger, 3. November 2023 Das Thema Jagd ist emotional aufgeladen und wird kontrovers diskutiert. Dass die Jagd einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leistet, wird dabei oft übersehen: Um den Wald als unsere „grüne Lunge“ zu erhalten, ist sie unerlässlich, denn für Wild sind die Spitzen junger Bäume die Leib- und Magenspeise
Was hat Jagd mit Klimaschutz zu tun?
Gang zum Hochsitz

Deutschlandweit haben im Jahr 2022 17.823 Frauen und Männer die Jägerprüfung bestanden, davon in Baden-Württemberg 2.087. Insgesamt sind rund 0,04 Prozent der Bevölkerung registrierte Jägerinnen und Jäger, Tendenz steigend. Aktiv die Jagd ausübend, leisten diese Menschen einen Beitrag für einen stabilen Wald, denn in Deutschland sind die Wildbestände, vor allem die der Rehe, so hoch, dass die Vegetation stark leidet. Warum ist das so?

Von der Pflanze nur das Feinste

Rehe sind sogenannte Konzentratselektierer, das heißt, sie fressen nur leicht verdauliche Nahrung wie Kräuter und Gräser – oder die feinen Knospen und Triebe junger Bäume. Die seit 2018 anhaltende Trockenheit, massiver Borkenkäferbefall sowie Stürme und Waldbrände haben in den letzten Jahren zu großen Schäden in Deutschlands Wäldern geführt. Vielerorts sind große Flächen entwaldet und müssen nun nachwachsen, also wieder aufgeforstet werden. Damit der Wald in Zukunft widerstandsfähiger ist, gilt es, weg von Monokulturen zu kommen. Das heißt zum Beispiel weg von Flächen, auf denen überwiegend Fichte wächst, hin zu Flächen, auf denen viele verschiedene Baumarten stehen, die darüber hinaus auch noch gut mit dem immer wärmer und trockener werdenden Klima zurechtkommen.

Die Mischung machtʼs

Diese Diversifizierung, ein sogenannter Mischwald, machen den Wald weniger anfällig: Auf bestimmte Baumarten spezialisierte Krankheiten oder Insekten, wie der bekannte Borkenkäfer, können sich in Mischwäldern nicht so schnell und stark ausbreiten. Bäume können aber nicht nachwachsen, groß und widerstandsfähig werden, wenn sie im Jugendalter verbissen, also die jungen Triebe und Knospen gefressen werden. Weil dem Rehwild wiederum heutzutage der natürliche Feind fehlt, tritt es, wenn auch vor dem Auge vieler Waldbesuchenden meist versteckt, oft in großen Mengen auf – und frisst in großen Mengen die jungen Bäume. Von jungen Tannen kennt man den Anblick mit pieksenden Plastiknasen versehener Klammern an den Spitzen. Sie sollen das Wild davon abhalten, in den Trieb hineinzubeißen. Dem gleichen Zweck dienen Draht- oder Kunststoffhüllen um junge Laubbäume herum. Doch nicht jeder nachwachsende Baum im Wald kann aufgrund des hohen Zeit- und Arbeitsaufwandes mit diesem sogenannten Verbissschutz versehen werden. Darüber hinaus erzeugt er immer auch Müll, der mitunter im Wald bleibt.

Schonung zur Waldpflege
Schonung zur Waldpflege

Reduzierung der Wildbestände

Deswegen setzen Waldbauern und Förster an anderer Stelle an: bei einem effektiven Jagdmanagement und damit bei der Reduzierung derer, die die Bäume verbeißen. Damit kann der für die Regulierung des Klimas so wichtige Wald schneller (nach-)wachsen. Und deswegen hat Jagd sehr viel mit Klimaschutz zu tun. Das bestätigt zum Beispiel auch das Forstamt Freiburg: „Wir haben ein großes Ziel: Den Stadtwald als einen naturgemäßen Dauerwald zu bewirtschaften, in dem sich die geeigneten Baumarten natürlich verjüngen. Für den Erfolg spielt das Wild eine Schlüsselrolle. Seit der Ausrottung der natürlichen Beutegreifer Wolf, Bär, Luchs und Adler hat sich vor allem das Rehwild stark vermehrt. […] Nur durch die Jagd gelingt es uns, Reh- und Gamswild an die Tragfähigkeit des Ökosystems Wald anzupassen.“

Schonzeiten – wenn die Jagd zu ruhen hat

Übrigens: Wildtiere, die dem Jagdrecht unterliegen, dürfen nur zu bestimmten Zeiten im Jahr bejagt werden. In Deutschland legt das Bundesjagdgesetz, ergänzt durch Landesgesetze, die Jagd- und auch Schonzeiten fest, also die Perioden, in denen die Jagd zu ruhen hat, in der Regel im März und April. Abhängig vom Bundesland und dem jeweiligen Landesjagdgesetz variieren diese Jagd- und Schonzeiten. Der ökologische Jagdverband lehnt darüber hinaus die „Erlegung nur um der Trophäe willen“ ab. Um das Wild so wenig wie möglich zu stören, werden Schwerpunkt- und Intervallbejagung sowie Sammelansitze bevorzugt.

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