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Erfahrungen aus der Praxis

Zusammenarbeiten oder selber machen? – Teil 3: Die Marke „Feldfrisch-badisch“

von Katja Brudermann, 27. Mai 2024 In Teil 3 der Serie „Erfahrungen aus der Praxis“ stellen wir die Marke „Feldfrisch-badisch“ vor. Drei Betriebe haben sie 2018 gegründet, um Kartoffeln und andere regionale Produkte gemeinsam an den Lebensmitteleinzelhandel zu liefern. Abschließend folgt ein Resümee aller an der Serie beteiligten Landwirte.
Zusammenarbeiten oder selber machen? – Teil 3: Die Marke „Feldfrisch-badisch“
Das Team von "Feldfrisch-badisch"

Fünf Köpfe sind auf dem Logo zu sehen: Reinhard und Lebrecht Schneider von der Dachswanger Mühle in Umkirch, Ramon und Ralf Schill vom Schill-Hof in March-Buchheim und Jannik Wurth von Wurthʼs Kartoffelkiste aus Neuried-Altenheim. Die fünf waren überzeugt: Gemeinsam kommen wir leichter ans Ziel, wenn wir unsere Produkte an REWE und EDEKA liefern wollen. Und damit sollten sie recht behalten.

Rückblickend ist Reinhard Schneider beeindruckt, wie eng und konstruktiv die Zusammenarbeit mit dem Handel von Anfang an war. „Noch bevor der Name ‚Feldfrisch-badisch‘ gefunden war, hatten wir regelmäßig Gespräche mit dem verantwortlichen Gemüseeinkäufer von EDEKA Hieber“, erinnert er sich. Welcher Markenname verspricht Erfolg? Welche Verpackung, welches Logo würde bei den Verbrauchern gut ankommen? All diese Fragen wurden im Dialog mit dem Handel gelöst. Das Resultat: Ungewaschene Bioland-Kartoffeln in Papiertüten mit Blickfenster, geziert mit dem Feldfrisch-badisch-Logo liegen in insgesamt rund 45 Einzelhandels-Filialen in ganz Südbaden aus, hinzu kamen inzwischen auch Kürbisse, Melonen, Zwiebeln und Mehl. Der Handel – weil er von Anfang an in die Produktentwicklung involviert war – steht voll und ganz hinter diesen Produkten.

Einen großen Vorteil dieser Kooperation sieht Reinhard Schneider in der relativ großen Entfernung der Betriebe voneinander. Wurthʼs Kartoffelkiste aus Neuried-Altenheim hätte als Einzelbetrieb vermutlich Mühe, seine Ware im 140 km entfernten Lörrach noch als regional zu vermarkten. Im Team mit Reinhard und Lebrecht Schneider und dem Schill-Hof aus dem Freiburger Raum ist das problemlos möglich.

Die Marke „Feldfrisch-badisch“ bietet durchaus Potenzial zur Weiterentwicklung. Gemeinsam mit dem Einzelhandel überlegen die Landwirte, welche weiteren Gemüsekulturen das Sortiment ergänzen könnten. Langfristig wünschen sie sich eigene Stände in den Filialen, die das Feldfrisch-badisch-Logo tragen und eine breite Palette regionaler Produkte präsentieren.

"Feldfrisch-badisch"-Produkte
"Feldfrisch-badisch"-Produkte

Kooperationen um jeden Preis? – Ein Resümee der Landwirte

Was ist wichtig, damit eine Kooperation für alle Beteiligten erfreulich ist? Und was kann auch schiefgehen? Christoph Höfflin berichtet von den mobilen Hühnerställen, die ein Kollege in seine Obstanlagen gestellt hat. Für die Kunden sind die Ställe ein wunderbarer Blickfang – doch ist die dezentrale Hühnerhaltung für den Betreiber so aufwändig, dass die Eier nicht kostendeckend vermarktet werden können.

Von einer Erfahrung anderer Art weiß Reinhard Schneider zu berichten. Er entschied sich vor einigen Jahren gegen die Zusammenarbeit mit einem Gemüsebaubetrieb. Dieser war zwar auch Mitglied im Bioland-Verband, sah die Bio-Schiene jedoch ohne ideelle Überzeugung als rein betriebswirtschaftliche Chance. Reinhard Schneider, seines Zeichens überzeugtes Bioland-Mitglied der ersten Stunde, stellte fest: „Wir hatten keine gemeinsamen Werte, da muss man sich dann verabschieden, auch wenn es finanziell interessant war.“

Florian Binder beobachtet im Miteinander mit seinen Kollegen: Spannungen treten immer dann auf, wenn bei einem Warenaustausch einer deutlich mehr profitiert als der andere, oder wenn Mitstreiter den eigenen Vorteil deutlich stärker im Blick haben als ein gutes und faires Miteinander. „Das Vertrauen muss da sein, dass keiner den anderen über den Tisch ziehen will“, findet er und erklärt: „Es geht mir auch ein Stück weit darum, den regionalen, ökologisch sinnvollen Anbau in kleinen dezentralen Kreislauf-Strukturen zu fördern. In der Regel macht der übergeordnete Handel mit großen Mengen die Margen und die wichtigen Erzeuger bleiben oft zurück. Das muss in einer aufrichtigen Kooperation anders sein – ein Grund, warum wir bisher möglichst direkt an den Endkunden vermarkten.“

„Wir Erzeuger sind im Prinzip gut vernetzt“, ist Christoph Höfflin überzeugt. Bei den wenigsten Direktvermarktern dürfte es darum gehen, ein Netzwerk aus Kooperationspartnern vollkommen neu aufzubauen. Vielmehr ist es wichtig, das bestehende Netz immer wieder auf seine Tauglichkeit zu überprüfen.

Wenn Betriebsleiter bestehende Kooperationen weiter optimieren oder auch neue aufbauen, dann bergen regionale Netzwerke durchaus das Potenzial, die wirtschaftliche Situation der einzelnen Betriebe zu verbessern und damit die Marktnische der Direktvermarkter zu stabilisieren und sogar auszuweiten.

Lesen Sie hier Teil 1 und Teil 2 der Serie „Landwirte erzählen“.

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