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Marktplatz LandKultur: Herr Dr. Dahm, die letzten zwölf Monate waren für die Mitglieder der OGM durchaus von Extrembedingungen gekennzeichnet – was waren aus Ihrer Sicht die wichtigen Themen?
Dr. Ulrich Dahm: Der Beginn der Erdbeersaison folgte 2022 sehr kurz auf den Beginn des Ukraine-Kriegs. Die ersten Erdbeeren aus dem hochpreisigen verfrühten Anbau trafen also nicht nur wie sonst auch auf Niedrigpreisangebote aus dem Ausland, sondern zudem auch auf Verbraucher, die bezüglich ihrer eigenen finanziellen Situation extrem verunsichert waren. Bei nicht nennenswert vom Durchschnitt abweichenden Ernte- und Vermarktungsmengen hatten wir in Folge dessen deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Auch die Äpfel hatten kein leichtes Jahr. Aufgrund der bundesweiten Hitzewellen hat ein großer Teil der Ernte bezüglich seiner Lagerfähigkeit gelitten. Und die Vermarktungslage ist durch ein europaweites Überangebot gekennzeichnet, da jeglicher Absatz von Europa aus gen Osten mehr oder weniger vollständig blockiert ist. Somit sind die Umsätze bei zwei unserer wichtigsten Kulturen seit Frühjahr 2022 deutlich unter den erwarteten zurückgeblieben. Das geht an den Erzeugern und auch an der Genossenschaft nicht spurlos vorüber.
Marktplatz LandKultur: Welchen Umgang finden die Erzeuger mit der Situation?
Dr. Ulrich Dahm: Einige unserer Mitglieder haben in diesem Jahr die Erdbeerflächen reduziert. Vereinzelt wurden auch Apfelanlagen unbeerntet gerodet. Was die Anbautechnik betrifft, sind die Optimierungspotenziale ja weitgehend ausgeschöpft, da sind dann Schritte dieser Art bisweilen das kleinstmögliche Übel, um besonders schwierige Jahre zu überbrücken.
Marktplatz LandKultur: Welche Herausforderungen und welche Lösungsansätze sehen Sie, wenn Sie in die Zukunft blicken?
Dr. Ulrich Dahm: Die grundlegende Thematik wird uns wohl erhalten bleiben: Obst hierzulande wird unter anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen erzeugt als im Ausland, und dies spiegelt sich zwangsläufig im Preis wider. In der Kommunikation den Verbrauchern gegenüber gilt es, immer wieder die Qualität und Frische heimischer Ware in den Vordergrund zu stellen. Darüber hinaus muss aber auch offen gesagt werden, dass die Obstproduktion in den regionaltypischen, kleinen Strukturen mit dem aktuellen regulatorischen Rahmen in einem offenen europäischen Markt auf die Dauer nicht sichergestellt werden kann. In einer deutlichen Kommunikation sind Presse und Verbände ebenso gefordert wie auch jeder einzelne Erzeuger im Rahmen der eigenen Möglichkeiten.
Eine andere Ebene der Kommunikation findet zwischen uns Genossenschaften und dem Handel statt. Hier erachte ich den Weg der Kooperation mit Genossenschaften aus Nachbarregionen für zukunftsweisend, weil wir in größeren Zusammenschlüssen deutlicher vermitteln können, welche Preise unsere Erzeuger für eine nachhaltige Betriebsentwicklung haben müssen.
Schließlich ist auch die Kommunikation der Erzeuger und Erzeugergemeinschaften untereinander ein großes Lernfeld. Tiefgreifende Veränderungen in Vertriebs- und Vermarktungsstrukturen können noch so sinnvoll und notwendig sein – sie gelingen nur, wenn viele einzelne Menschen den Mut zu diesen Veränderungen aufbringen.
Marktplatz LandKultur: Vielen Dank für das interessante Gespräch!