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Je nachdem, welchen Apfel Sie wo kaufen, unterstützen Sie mit dem Einkauf den Bauern Ihres Vertrauens, die Landwirtschaft in der eigenen Region, eine naturnahe Produktionsweise oder auch europaweite, wenn nicht globale Transport- und Handelsketten. Um unterschiedliche Apfelpreise zu erklären, gilt es Antworten zu finden auf die Frage: Welche Arbeitsschritte, welche Betriebsmittel, welche Infrastruktur und welche Risiken müssen durch den Verkaufspreis der Äpfel gedeckt sein?
Die Betreuung einer Obstanlage bis zur Ernte ist eine Kunst, die viel Wissen und Erfahrung, viel Technik und Arbeitseinsatz, gutes Timing und professionelle Reaktion auf die Einflüsse der Natur fordert. Ein Obstbauer ist nicht nur für die Ernte zuständig; das ganze Jahr über ist er im Einsatz, um die Obstbäume vor Hagel und Frost zu schützen, gefräßige Apfelwickler und krank machende Pilzsporen wie auch Unkräuter im Zaum zu halten und nicht zuletzt, um alle Arbeitsschritte gesetzeskonform zu dokumentieren. Damit der gepflückte Apfel im Einkaufskorb landen kann, sind mehr oder weniger lange Transportwege vonnöten; Sortieranlagen, Kühllager, Verpackung, Etikettierung und der Verkaufsvorgang an der Ladentheke wollen im Verkaufspreis berücksichtigt sein.
Angenommen, ein Kilo Äpfel kostet drei Euro – welchen Anteil davon erhält dann der Landwirt, und welche Beträge gehen an Händler und Zwischenhändler? Die folgenden Beschreibungen zeigen die Aufteilung für drei verschiedene Vermarktungswege:
Die Einnahmen für ein Kilo Äpfel, das ab Hof verkauft wird, landen zu 100 Prozent in der Tasche des Erzeugers. Dasselbe gilt, wenn der Apfel auf dem Wochenmarkt oder an einem Verkaufsstand über die Theke geht. Der Landwirt muss aus diesen Einnahmen nicht nur den Anbau finanzieren, sondern auch alle Kosten decken, die im Verkauf anfallen.
Der Verkauf über einen regionalen Handel meint hier eine direkte Handelsbeziehung zwischen dem Landwirt und einem Wiederverkäufer im Umkreis, zum Beispiel einem anderen Hofladen oder auch einer Einzelhandelsfiliale. Der Landwirt gewährt Mengenrabatt – dafür spart er Arbeitszeit und Vermarktungskosten, denn er liefert die Äpfel lediglich ab und muss nicht selbst hinter der Ladentheke stehen. Übrigens: Auf diese Art regional gehandelte Äpfel erkennt man im Supermarkt daran, dass der Name eines einzelnen Obsthofes deutlich beworben wird – Äpfel, die unter einer Regionalmarke geführt werden, folgen oft dennoch den überregionalen Vermarktungspfaden.
In der überregionalen Vermarktung gibt es in aller Regel keinen direkten Kontakt mehr zwischen Landwirt und Verkaufsregal. Eine Erzeugergenossenschaft bündelt die Ernte vieler Betriebe und ist für Lagerung, Aufbereitung, Marketing und Verkaufsabwicklung an die Zentralen der Einzelhandelsketten zuständig. Die Genossenschaft hat nicht das Ziel, selbst einen Gewinn zu erwirtschaften, doch muss sie ihre Kosten decken und behält den dafür erforderlichen Anteil der Erlöse für sich. Die Einzelhandelsketten legen als Abnehmer Einkaufs- und Verkaufspreise der Äpfel fest. Somit ist der Betrag, den der Erzeuger für ein Kilo Äpfel erhält, durch Handel und Genossenschaft vorgegeben. In überregionalen Vermarktungsketten hat ein Landwirt im Gegensatz zum lokalen Verkauf keine direkte Möglichkeit, aufgrund steigender Produktionskosten höhere Preise festzulegen.
Es zeigt sich das Dilemma vieler Landwirte: Entscheiden sie sich für eine regionale Vermarktung, sind die Verkaufsmengen begrenzt – gehen sie den Weg eines großflächigen Anbaus mit entsprechender Vermarktung, dann liegt ein essentieller Faktor eines betriebswirtschaftlichen Erfolgs – der Verkaufspreis – außerhalb ihres Einflussbereichs.
Der Preis für ein Kilo Äpfel kann je nach Sorte, Anbauform, Qualitätsstandard, Einkaufsort oder Jahr beträchtlich schwanken, und auch die hier angegebenen Anteile, die Händler und Zwischenhändler vom Erlös der Erzeuger abziehen, sind nicht in Stein gemeißelt – und doch zeichnet dieses stark vereinfachte Beispiel ein realistisches Bild, das nachdenklich stimmt. Nicht selten wird der Kampf von Einzelhandel und Discountern um den billigsten Preis auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen. Ein lokaler Apfel-Einkauf ist also nicht nur eine Entscheidung für ein frisches und vertrauenswürdiges Produkt, sondern auch eine unmittelbare Anerkennung für den Landwirt, der den Apfel bis zur Ernte gehegt und gepflegt hat.