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Die Mutterkuhhaltung haben mittlerweile viele kleine und mittelgroße Betriebe als Alternative zur Milchviehhaltung entdeckt – die Gewinne aus der Milcherzeugung sind nach wie vor gering und der Aufwand durch tägliche Melkzeiten enorm. Trotz dieser Entwicklung nahm die Gesamtmenge der in Deutschland produzierten Milch in den letzten zehn Jahren dennoch leicht zu, was auf die Vergrößerung der verbleibenden Betriebe der Milchviehhaltung und auf deren Verlagerung in andere, weniger bergige Regionen zurückzuführen ist. Doch die Aufteilung der Betriebe in Milchvieh- und Mutterkuhhalter birgt ein Ungleichgewicht, das erst in den letzten Jahren verstärkt in das Bewusstsein von Landwirten und Verbrauchern sickert. Ursprünglich war die Milchviehhaltung in sich schlüssig: Jede Kuh, die Milch gab, brachte jedes Jahr ein Kalb zur Welt, das wiederum der Fleischversorgung diente – in der eigenen Familie, in der Region oder auch in größeren Vermarktungsstrukturen. Während das Fleisch aus Mutterkuhhaltung vielen Orts direkt ab Hof oder in der näheren Umgebung erfolgreich vermarktet wird, haben die Kälber aus den Milchviehherden mittlerweile einen zunehmend schweren Stand. Die auf hohe Milchleistung gezüchteten Rassen setzen wenig Fleisch an, und die (ökologische Un-)Moral von der Geschichte lautet dann: Nicht wenige Milchviehkälber werden für einen Apfel und ein Ei ins Ausland verkauft.
Mancher Landwirt, der sich für regionale Wirtschaftskreisläufe engagiert, stellt sich die Frage: Kann ich nicht, statt eine eigene Mutterkuhherde aufzubauen, mit Milchviehbetrieben kooperieren, deren Kälber mästen und deren Fleisch in der Region vermarkten? Und tatsächlich gibt es bereits einige Kooperationen dieser Art. Die Voraussetzung für die erfolgreiche Mast von Milchviehkälbern ist, dass die Milchviehhalter von ihrer strengen Ausrichtung auf maximale Milchleistung ein wenig abrücken. Sie haben die Möglichkeit, mit so genannten Zweinutzungsrassen zu arbeiten – Fleckvieh oder auch Hinterwälder haben eine passable Milchleistung und Eignung als Masttiere. Andere Betriebe setzen auf Bullen einer Fleischrasse zur Deckung ihrer Milchkühe – dann sind die Kreuzungs-Kälber ausschließlich zum Mästen geeignet. Die eigene Milchviehherde wird dann bei Bedarf mit zugekauften Jungtieren einer Milchrasse aufgestockt und nicht wie sonst üblich mit Tieren aus eigener Nachzucht.
Ein viel glücklicheres Leben als in einer Mutterkuhherde kann ein junges Rind wohl kaum haben, und für ein Kalb aus einer Milchviehherde gibt es wenig Sinnvolleres, als artgerecht und in der Region großgezogen und vermarktet zu werden. Für welche Haltungsform man sich beim Kauf des Sonntagsbratens entscheidet oder ob man lieber gleich zum Tofuschnitzel greift, ist ein gutes Stück weit Geschmackssache. Doch es bleibt eine Tatsache: Jedes Stück Fleisch auf dem Teller war zuvor ein Tier, das sein Leben unter bestimmten, mehr oder weniger artgerechten Bedingungen verbracht hat und das in einen mehr oder weniger ökologisch sinnvollen Wirtschaftskreislauf eingebettet war. Sich beim Einkauf darüber zu informieren, ist eine Möglichkeit, diese Tatsache zu würdigen. Viele Supermärkte bieten inzwischen regionales Fleisch mit nachvollziehbarer Herkunft an – noch unmittelbarer ist der Einblick in die Haltungsform beim Einkauf direkt beim Landwirt.