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Sieben Teilnehmer, die alle auf unterschiedliche Art und Weise mit der regionalen Landwirtschaft verbunden sind, kamen zu dieser von Katja Brudermann initiierten Gesprächsrunde zusammen – im 1. Teil des Berichts wurden sie bereits kurz vorgestellt. Die unterschiedlichen Erfahrungen und Positionen der Teilnehmenden zur Frage, wie sich regional produzierte Lebensmittel vermarkten lassen – als Luxusgüter oder für die alltägliche Grundversorgung – fasst Katja Brudermann wie folgt zusammen: „Wer als Erzeuger seine Produkte als edle Luxus-Güter vermarkten will, konzentriert sich darauf, positive Gefühle zu vermitteln: Genuss, Geschmack, Schönheit, Verbindung zu schönen Traditionen und Kindheitserinnerungen, Einbindung in eine schöne Landschaft. Wer dagegen seine Kunden für alltägliche Grundnahrungsmittel aus eigener Produktion gewinnen möchte, kommt kaum darum herum, die Spannungsfelder zu benennen, in denen er sich damit bewegt. Über Themen wie Mindestlohn, Zulassung von Pflanzenschutzmitteln oder Tierwohl-Gesetze muss dann offen gesprochen werden.“
Und jene Betriebe, die wahre Gaumenfreuden im Sortiment haben UND dazu noch glaubhaft vermitteln, zur Weltverbesserung beizutragen, sind oftmals besonders erfolgreich. Für Rainer Bank ist das kein Zufall. Er erklärt: „Das Gemüse für meinen Hofladen baue ich mit Leidenschaft an. Ich machʼs total gerne, bin überzeugt, dass es sinnvoll und wichtig ist, regionale Lebensmittel zu produzieren, und bekomme von meinen Kunden auch die Rückmeldung: Sie schmecken den Unterschied.“ Steffen Brupbach lacht: „Ja, meine Kunden sind auch überzeugt, dass die Eier von unseren Hühnern besser schmecken – auch wenn ich mir das so nicht vorstellen kann. Eier schmecken halt nach Eiern, oder?“ Ob man den Weltverbesserungsfaktor eines Lebensmittels wirklich über die Geschmacksnerven erkennen kann oder die Geschmacksnerven mit entsprechenden Informationen zu einem Produkt freundlicher gestimmt werden? Das mag mal so, mal so sein. Entscheidend ist für Alexander Graf: „Ich fühle mich definitiv wohler, wenn ich Lebensmittel esse, von denen ich weiß, dass sie unter guten Bedingungen gewachsen sind. Ich glaube, dass sie eine bestimmte Energie enthalten, also die Informationen in sich gespeichert haben, ob sie zum Beispiel unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen geerntet wurden oder mit Freude vom Bauern nebenan.“
Ob Gaumenfreude oder gutes Gewissen – regionale Lebensmittel, die zu kostendeckenden Preisen verkauft werden, können am besten die Menschen ansprechen, die nicht jeden Cent umdrehen müssen und ein gewisses Grundverständnis über landwirtschaftliche Themen bereits mitbringen – woher auch immer. Alexander Graf denkt an die Schulklasse seines Sohnes, in der Kinder aus allen Einkommensklassen vertreten sind. „Es muss doch Tipps für eine regionale Ernährung geben, die sich alle leisten können“, gibt er zu bedenken und fragt in die Runde: „Wo sind denn die Lebensmittel aus der Region, die im Preisvergleich mit Importwaren mithalten können?“ Alle Anwesenden kommen zu dem Schluss: Auch für die einfachsten Zutaten wie Kartoffeln, Kohl oder Mehl sind die Preise im Discounter meist unschlagbar niedrig. Nur wer selbst gemachten Kartoffelsalat mit Tiefkühlpizza oder Döner vergleicht, kann mit der regionalen Variante Kosten sparen. Und auf die Idee kommt wohl niemand ohne die entsprechende Bildung.
Barbara Schneider erinnert sich an eine Weinprobe, die im Rahmen einer Werbeaktion deutlich günstiger zu buchen war als üblich: „Prompt hat sich eine Gruppe junger Menschen dafür angemeldet. Mit Zigaretten im Mund und Energydrinks in der Hand wollten sie die kostbaren Weine verkosten, die ich ausgesucht hatte.“ Im ersten Moment wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Dann fasste sie sich ein Herz, absolvierte ihr Programm nach Plan, und über die abschließende Feedback-Runde freut sie sich bis heute: „Alle zehn Teilnehmer waren am Ende der Wein-Führung hellauf begeistert, weil ihnen vorher nicht bewusst war, dass Weine, die so unterschiedlich schmecken, quasi vor der Haustür wachsen. Und alle haben beschlossen, von nun an öfter regionale Weine zu trinken. Endlich habe ich mal zehn Menschen erreicht, die nicht sowieso schon in unserer bewussten Ernährungs-Bubble sind!“
Und das Feedback für diese Gesprächsrunde im Haus der Bauern? „Ein Abend ist zu kurz, um das Rad neu zu erfinden oder bahnbrechend neue Erkenntnisse zu gewinnen – und doch ist es gut und wichtig, ins Gespräch zu kommen“, fasst Tasmin Taskale zusammen. „Ich habe mich mit Alexander Graf zum Podcast verabredet“, freut sich Christoph Höfflin. Und es sind nicht nur Erfahrungen und Ideen, die untereinander ausgetauscht werden. Die Begegnung mit Gleichgesinnten schenkt stets auch eine gute Portion Mut und Motivation, dass jeder an seinem Platz und auf seine Weise die Zukunft der regionalen Landwirtschaft weiter entwickeln kann.