Für Landwirte →

Trends für Hofläden und Direktvermarkter

Vom Acker in die Ackerbox – Ein Rundgang über die ExpoDirekt 2025

von Katja Brudermann, 5. Dezember 2025 Alle Jahre wieder gibt es in Karlsruhe eine Fachmesse für landwirtschaftliche Direktvermarktung. Am 19. und 20. November zeigte die ExpoDirekt, was die Branche aktuell beschäftigt. Neben zahlreichen Varianten eines „Hofladens 2.0“ gab es hochwertige Lebensmittel von mehr oder weniger lokalen Erzeugern zu entdecken.
Vom Acker in die Ackerbox – Ein Rundgang über die ExpoDirekt 2025
Die Ackerbox auf der ExpoDirekt Messe 2025, Foto: Katja Brudermann

Die „Ackerbox“ sieht urig und gemütlich aus: ein holzverkleideter Container, in dem eine breite Auswahl an Produkten Platz hat und der eine der zahlreichen Variationen eines „Hofladen 2.0“ verkörpert. Das Besondere: Ein Landwirt kann die Ackerbox im Prinzip überall hinstellen, aufʼs eigene Betriebsgelände oder dorthin, wo vielleicht mehr Laufkundschaft zu erwarten ist. Das elektrische Schloss öffnet sich, wenn man eine Bank- oder Kundenkarte anlegt; in der Box kann man den Einkaufskorb nach Belieben füllen. Im Kassenbereich steht der Ladeninhaber – in Form eines schönen Fotos, beispielsweise mit Wiesen und Kühen im Hintergrund. Am Selbstbedienungs-Terminal lassen sich alle Produkte einscannen, auf dem Bildschirm erscheint die Summe, die zu bezahlen ist. Je nachdem, für welche Features sich der Betreiber entschieden hat, kann der Kunde mit Kreditkarte, Kunden-App oder auch bar bezahlen.

Verkaufspersonal ist knapp und teuer; so sind viele Hofladenbetreiber auf der Suche nach Möglichkeiten, die eigenen Produkte weiterhin ab Hof zu verkaufen – auch dann, wenn sich der Stundenlohn für eine Aushilfe nicht rechnet und wenn der Landwirt selbst im Stall, auf dem Feld oder im Büro mehr als genug zu tun hat.

Die Ackerbox ist eine Variation von vielen, die auf der Messe gezeigt wurden. Man kann auch ein Selbstbedienungs-Bezahlsystem ohne Box erwerben und damit ein bestehendes Gebäude zum Selbstbedienungsladen umfunktionieren. Neben der Ackerbox gibt es auf der Messe unübersichtlich viele weitere Anbieter. So lässt sich ein bestehender Hofladen umrüsten, damit Verkaufspersonal gar nicht mehr oder wie in so genannten Hybrid-Läden nur noch zu Stoßzeiten anwesend sein muss.

Wem ein Selbstbedienungsladen auch mit Zugangsbeschränkung und diversen Kameras zu unsicher erscheint, hat die Wahl zwischen unzähligen Verkaufsautomaten in allen Farben, Formen und Größen. Der „NonStopShop“ dürfte in seinen Ausmaßen hinter einer Ackerbox kaum zurückstehen. Ein solides Tante-Emma-Sortiment hat in seinem Innenleben Platz. Der Kunde kann die Produkte auf dem Display sehen und auswählen. Eine Kamera filmt das Produkt, wie es aus dem Lager zum Warenausgang befördert wird.

Zwischen so viel Software und Hightech gibt es auch viele Stände, die man auf einer Hofladenmesse vielleicht eher vermuten würde … Zum Beispiel den Stand von Jakob und Eva Zwingerl aus Fürth. Sie bauen Kartoffeln an und lassen daraus Chips herstellen. Die fränkischen Chips heißen „Grischperli“ und sind in einigen Hof- und Lebensmittelläden erhältlich, und natürlich auch im eigenen Online-Shop.

Victoria Görlich aus Bünde hat den Hafer vom Acker ihres Mannes unter ihre Fittiche genommen. Unter der selbst kreierten Marke „Hafergut“ stellt sie daraus verschiedene Müslisorten her. Damit hat sie sich selbst und ihrem kleinen Team einen Arbeitsplatz am Hof geschaffen.

Christoph Schrader hat seine Karriere bei der Bank an den Nagel gehängt, um sich ganz seiner Leidenschaft zu widmen: den Knödeln. In seiner Manufaktur im Rheinland werden verschiedene Knödelsorten von Hand gerollt und vakuumiert. Er liefert seine Knödel gerne an Hofläden, weil er die Lebenseinstellung der Landwirte teilt. Es geht um hochwertige Lebensmittel. Zur Manufaktur „Knödelfein“ gehören auch ein Online-Shop und ein Food-Truck, in dem die Knödel erwärmt und serviert werden.

Am Stand von „Knödelfein“ auf der ExpoDirekt 2025, Foto: Katja Brudermann
Am Stand von „Knödelfein“ auf der ExpoDirekt 2025, Foto: Katja Brudermann

Darüber hinaus sind Wurst und Käse, Feinkost, Gewürze, Pralinen, Gummibärchen und vieles mehr zu finden. Von Landwirten, die eigene veredelte Produkte anbieten, über Manufakturen, die eng mit lokalen Erzeugern zusammenarbeiten, bis zu Händlern, die Hofläden als einen Absatzkanal von vielen ansprechen, ist alles dabei.

Hofläden sind traditionell Orte, wo Lebensmittel genau da gekauft werden können, wo sie gewachsen sind, im unmittelbaren, persönlichen Kontakt zwischen Erzeuger und Kunde. Die Trends auf der Messe machen deutlich: Hofläden in dieser ganz ursprünglichen Form tun sich schwer. In den meisten Hofläden reicht das Sortiment weit über die ureigenen Produkte hinaus, damit sich für die Kunden die Fahrt zum Bauernhof auch lohnt. Und immer mehr kommen technische Lösungen zum Einsatz, damit Einkaufen zu beliebigen Zeiten auch ohne anwesendes Verkaufspersonal möglich ist.

Ob die Hofläden mit der Umstellung auf Selbstbedienung nicht ihre größte Stärke aufgeben – die persönliche Beziehung zu ihren Kunden? Diese Frage wurde auf der Messe auch immer wieder bewegt. Und im Vortrags-Forum zeigten etliche Praktiker: Wenn man sich der Wichtigkeit der persönlichen Beziehung zu den Kunden bewusst ist, kann man technische Lösungen durchaus sinnvoll einsetzen.

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Vom Acker in die Ackerbox – Ein Rundgang über die ExpoDirekt 2025
Nachlese Höfe-Festival 2025

Land und Leben – Geschichten aus dem LandKultur-Zelt

Das LandKultur-Zelt hat sich als fester Bestandteil des Höfe-Festivals etabliert. Auch in diesem Jahr gewährten Landwirte persönliche Einblicke – von probiotischem Weinbau über Hinterwälder Rinder bi…

Weiterlesen ›
Vom Acker in die Ackerbox – Ein Rundgang über die ExpoDirekt 2025
Nachlese Höfe-Festival 2025

Bäuerliche Kulturlandschaft verstehen und erhalten – ein Vortrag

Was haben bäuerliche Landwirtschaft, Kulturlandschaft und Artenvielfalt gemeinsam? Dieser Frage widmete sich Reinhold Treiber, Biologe und Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Breisgau-H…

Weiterlesen ›
Vom Acker in die Ackerbox – Ein Rundgang über die ExpoDirekt 2025
Höfe-Festival 2025

„Stärkung alter Kulturlandschaft und Artenvielfalt durch bäuerliche Landwirtschaft“ – Vortrag und Podiumsgespräch

Reinhold Treiber, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Breisgau-Hochschwarzwald, hält im Rahmen des 4. Höfe-Festivals einen Vortrag über die vielseitige Kulturlandschaft, die sich durch …

Weiterlesen ›