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„Die Lebensmittelversorgung in Europa wird sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern“ ist Mark Leinemann überzeugt, der die Veranstaltung als Vorsitzender des Crowdfoods e.V. verantwortlich organisiert hat. In vielen Bereichen basieren Anbau, Vermarktung und Logistik auf der Annahme, dass Erträge einigermaßen stabil sind. Bedingt durch den voranschreitenden Klimawandel ist zu befürchten, dass extreme Wetterlagen in Zukunft global wie auch in Deutschland zu erheblichen Schwankungen führen werden.
Um dennoch eine stabile Lebensmittelversorgung zu gewährleisten, sind Innovationen in vielen Bereichen denkbar: im Anbau selbst wie auch in der Verarbeitung und in der Nutzung alternativer Kalorienquellen für die menschliche Ernährung sowie in der Kommunikation und Logistik. Entsprechend breit gefächert waren die Ideen und Produkte, die es auf dem New Food Festival zu entdecken gab.
Neu entwickelte Produkte – eine Auswahl
Diverse Aussteller präsentierten eine Vielzahl spannender neuer Produkte. Die Brüder Fabian und Florian Braitsch z. B. haben mit dem Label Hempions eine Produktserie aus Hanf entwickelt. Flips, Nudeln, Öl oder veganer Parmesankäse-Ersatz auf Hanf-Basis standen zur Verkostung bereit. Wie wohl die meisten Food-Startups haben die jungen Unternehmer die Vermarktung der eigenen Produkte stärker im Fokus als die Unterstützung der regionalen Landwirte. Fabian Braitsch erklärt: „Aus Nordeuropa können wir Hanf deutlich günstiger und in stabilerer Qualität bekommen als aus Vorarlberg, wo wir beheimatet sind. Geschälten Hanf beziehen wir aus dem Ausland, weil dabei der günstigere Preis stärker ins Gewicht fällt. Bei ungeschälten Samen für das Hanföl arbeiten wir mit regionalen Erzeugern in Form von Anbauverträgen zusammen.“
Mitten im Stadtgebiet von Stuttgart, in den Lagerräumen eines Ladengeschäfts, betreibt ein Team aus fünf Agrarwissenschaftlern die Cityfarm Kleinblatt. Verschiedene Sprossen werden hier in einem eigenhändig entwickelten System angebaut; im Keller wachsen Speisepilze. Die Sprossen werden in Kunststoffschalen mit eingelegter Hanfmatte kultiviert und direkt in der Schale im Pfandsystem verkauft – Abnehmer sind diverse Gastronomen wie auch Endkunden. Die abgeernteten Hanfmatten können in der Pilzzucht noch einmal verwendet werden. Im Laden sind neben den Sprossen auch weitere Produkte aus der Region erhältlich.
In edlem Design kommen die Gläser mit eingelegtem Gemüse des Berliner Startups Roots Radicals daher. Das Besondere an diesen Essiggurken & Co.: Die Zutaten stammen überwiegend von einem Großhändler, der europaweit Bauernhöfe anfährt, um aus der Norm fallende Früchte und Restbestände aufzukaufen, die ohne sein Engagement höchst wahrscheinlich auf dem Kompost landen würden. So gibt es je nach Verfügbarkeit ein Chutney aus grünen Tomaten oder ein Kimchi aus Blumenkohlblättern im Online-Shop. Gründerin Monica Kisic Aguirre möchte mit ihren Produkten wie auch ihrem Restaurant und den hier stattfindenden Workshops die Menschen wieder näher mit den Lebensmitteln in Verbindung bringen und ein Verständnis für ihren Wert vermitteln.
Große Ziele verfolgt das Team der Omom Earth Systemgastronomie. Erfahrene Köche haben vegane Gerichte entwickelt, die sich als fertige Mahlzeit schockfrosten und nach Bedarf wieder aufwärmen lassen. Aktuell gibt es ein Pop-up-Restaurant in Basel, das diese Gerichte anbietet. Im Hintergrund steht ein Franchise-Modell, das sich im Prinzip überall umsetzen lässt. Für die beiden Gründer Joseph Alfons Striedel und Gabriele Geiger steht das Ziel im Zentrum, vegane Ernährung in Bio-Qualität für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Wichtig ist den beiden zudem eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten und nach Bedarf deren Unterstützung bei einer Umstellung auf naturnahen Anbau sowie ein interessantes Kurs- und Kulturprogramm im Restaurant.
Hightech und bäuerliche Tradition
Das vielfältige Angebot auf dem New Food Festival lässt erkennen, dass sich die Erzeugung von Nahrungsmitteln für uns Menschen bereits heute zeitgleich in zwei recht gegensätzliche Richtungen bewegt: Die eine orientiert sich an einer möglichst effektiven Versorgung des Körpers mit essentiellen Nährstoffen. Hier können Proteine in Bio-Reaktoren gezüchtet, weiterverarbeitet und im 3D-Drucker in ansprechende Form gebracht werden. Die andere Richtung orientiert sich an einem ganzheitlichen Verständnis von Mensch und Natur. Lebensmittelerzeugung geht einher mit der Pflege von Kulturlandschaften; handwerklich hergestellte Produkte machen nicht nur körperlich satt – sie halten, wie ein altes Sprichwort sagt, Leib und Seele zusammen. Die zweite Richtung ist zweifelsohne die ältere, die in der bäuerlichen Tradition seit Generationen verankert ist. Sie wird sicher auch in Zukunft neben der Hightech-Schiene bestehen – in dem Maß, in dem Landwirte, Verarbeiter, Gastronomen, Händler und nicht zuletzt auch die Verbraucher das Bewusstsein für den Wert einer ganzheitlichen Sichtweise bewahren.
Infobox: Crowdfoods e.V.
Als länderübergreifender Verband setzt sich Crowdfoods e.V. in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein für Gründer und Innovationen in der Lebensmittelproduktion ein. Crowdfoods e.V. organisiert jährlich das New Food Festival. Hinzu kommen regionale Events. Weitere Infos unter www.crowdfoods.com