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Theater R.A.B. auf dem Höfe-Festival 2025

„das wir frei sind!“

von Rainer Bank, 14. August 2025 … ist der Titel der diesjährigen Auftaktveranstaltung zum 4. Höfe-Festival in und um die Rainhof Scheune in Kirchzarten. Unser Autor Rainer Bank traf sich mit Franziska Braegger und Len Shirts, den beiden Hauptakteuren von Theater R.A.B., und hat sie nach den Beweggründen für dieses Theaterstück befragt.
„das wir frei sind!“
Theater R.A.B. mit dem Stück "Aurora", Höfe-Festival 2024 © Foto Jennifer Rohrbacher

Franziska stammt ursprünglich aus St. Gallen in der Schweiz, während Len aus San Diego in Kalifornien kommt. Beide durchliefen Ausbildungen zu Schauspielern und waren auf den verschiedensten Bühnen zu Hause, bevor sie im Jahr 1998 das Maskentheater „Theater R.A.B.“ gründeten.

Bereits beim letztjährigen Höfe-Festival waren Franziska und Len mit Theater R.A.B. zu Gast auf der Bühne in der Rainhof Scheune, und sie mischten sich auch als „Paparazzi“ unter das Festival-Publikum und stellten einige nachdenklich stimmende Fragen an die Besucher.

Beim diesjährigen Höfe-Festival zeigen sie ihr eigens für das Höfe-Festival geschriebenes Stück „das wir frei sind!“ – eine Hommage an den Bauernaufstand vor 500 Jahren. Im Stil eines Jahrmarkttheaters werden die Hintergründe und der Verlauf dieses Bauernaufstandes für das Publikum hautnah erlebbar.

Franziska und Len betonen, dass der Begriff „Frei sein“ vor 500 Jahren noch eine fast ausschließlich existenzielle Bedeutung hatte. Die Zersplitterung der Ländereien in immer mehr lokale, weltliche und auch kirchliche Fürstentümer hatte den Bauern und der Landbevölkerung eine stetig wachsende Abgabenlasten aufgebürdet. Trotz der unermüdlichen, täglichen harten Arbeit blieb kaum mehr etwas zum Leben übrig, es reichte im Idealfall gerade noch um die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zudem wurden die Bauern zum Frondienst herangezogen und selbst im Todesfall musste ein großer Teil des Besitzes an den Landesherrn abgegeben werden, so dass die Hinterbliebenen in zusätzliche existenzielle Not gerieten. Frei zu sein, bedeutete für die Bauern vor 500 Jahren also, frei von der Ausbeutung und Unterdrückung der Obrigkeit zu sein, um ihr Überleben zu sichern. Dafür bewaffneten sie sich und kämpften in zahlreichen Aufständen.

Dagegen bedeutet „Frei sein“ für Franziska und Len in der heutigen Zeit, Eigenverantwortung zu haben, Dinge frei entscheiden zu können, ohne äußere Zwänge. Aber auch in der Konsequenz, es auszuhalten, wenn etwas schiefgeht.

Und auch die heutige Landwirtschaft unterscheidet sich von der vor 500 Jahren, allein im Hinblick auf all die technischen Errungenschaften, die das Leben und Wirtschaften auf den Höfen komplett verändert haben. Dennoch stecken auch die Landwirte von heute in einem Dilemma existenzieller Sachzwänge. Heute wird viel über Agrarmärkte geredet, deren Gesetzmäßigkeiten sich auch die kleinteilige bäuerliche Landwirtschaft vor Ort stellen muss. Doch diese Agrarmärkte sind überwiegend global ausgerichtet und dadurch ebenso global beeinflussbar durch Wetter, Erträge und politische Ereignisse. Diese global ausgerichteten Agrarmärkte nehmen leider keine Rücksicht auf regionale Besonderheiten des Schwarzwaldes.

Theater R.A.B. mit dem Stück "Aurora", Höfe-Festival 2024 © Foto Jennifer Rohrbacher
Theater R.A.B. mit dem Stück "Aurora", Höfe-Festival 2024 © Foto Jennifer Rohrbacher

Für das Interview mit Franziska und Len hatten wir kurzfristig den Termin um eine Stunde verschoben, da ich vor dem angekündigten Regen noch die Zwischenfruchtaussaat abschließen wollte. Und tatsächlich – kaum war ich fertig mit der Aussaat, öffnete der Himmel seine Schleusen.

Uns wurde dabei bewusst, dass durch die zunehmende Technisierung und Industrialisierung Zeit fast ausschließlich quantitativ bewertet wird. Das Arbeiten in der Landwirtschaft bedarf aber auch eines Gespürs für die Zeitqualität, also dafür, wann bestimmte Arbeiten im Jahreslauf zu erledigen sind. Wann das Wetter dafür passend ist, in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft auch die Himmelskonstellation. Sachzwänge und Außenstehende haben für die besonderen Gesetzmäßigkeiten in der Landwirtschaft meistens kein Verständnis. So z.B. kommt der Beamte für die Betriebskontrolle auf den Hof, obwohl dringend die Heuernte erledigt werden muss.

Franziska und Len haben großes Verständnis für diese bäuerliche Logik, fühlen sich in sie ein und bringen sie mit ihrem neuen Stück auf die Bühne der Rainhof Scheune. Ob damals vor 500 Jahren oder heute – das Thema der Freiheit, das Frei-Sein, ist für die Menschen essenziell, damals um zu überleben, heute auch im Sinne von Verantwortung für das eigene Denken, Handeln und gegebenenfalls ebenso für das eigene Scheitern. Nur als eigenverantwortliche Menschen gelingt „das wir frei sind!“.

In diesem Sinn verstehen Franziska und Len ihre Arbeit mit Theater R.A.B.: Sie treten nicht auf großen Bühnen auf, sondern wollen nah am Publikum sein. Mit ihren Stücken möchten sie einen Raum für eigenes Denken und eigene Interpretation schaffen. Ihre Darbietungen verstehen sie dementsprechend als Impulse an den eigenverantwortlichen Menschen. Eben, „das wir frei sind!“

Zu den Aufführungen:

Tickets für Fr., 26. September 2025, 19:00 Uhr – 20:30 Uhr
Tickets für So., 28. September 2025, 17:00 Uhr – 19:30 Uhr

Weitere Infos zum Thema „500 Jahre Bauernaufstand“ im Online-Magazin von Marktplatz LandKultur:

Teil 1 500 Jahre Bauernaufstand in Südbaden und Oberschwaben, zur Geschichte
Teil 2 500 Jahre Bauernaufstand in Südbaden und Oberschwaben, die „12 Artikel“ von Memmingen

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